Überwachungskameras sind eine sinnvolle Anschaffung. Zeitgemäße Modelle bieten heutzutage einen schnellen Zugriff auch über die Cloud und lösen inzwischen sogar in HD auf.

Allen Modellen gemein ist aber die Problematik, dass zumindest ein Kabel zur Stromversorgung bis zur Kamera verlegt werden muss, selbst wenn sich diese via WLAN in das heimische Netzwerk einbucht. Besonders bei der Außenmontage kann das zu einem schwierigen Unterfangen werden. Soll zum Beispiel der eigene Parkplatz im Mietshaus überwacht werden, kann es ohne Zustimmung des Vermieters sogar richtig Ärger geben, wenn einfach so ein Stromkabel verlegt wird. Abhilfe schafft hier die luis energy HD-S vom deutschen Anbieter Luis, der seinen Sitz in Warlitz im mecklenburgischen Elbetal hat. Diese Kamera ist nämlich in der Lage, sich über eingebaute Solarzellen mit Strom zu versorgen.

Solarzellen als Lösung

Die Idee ist so simpel wie genial: Statt die Stromversorgung über ein Netzteil vorzunehmen, verfügt die luis energy HD-S (

) über einen eingebauten Akku. Geladen wird dieser dann permanent über Solarzellen auf der Kamera. Dabei reichen schon wenige Sonnentage im Monat aus, um die Betriebssicherheit zu gewährleisten. Der Hersteller selbst spricht von zwei bis fünf Sonnentagen, die den Akku komplett laden. Natürlich interessierte uns die Technik hinter dieser Kamera und so haben wir uns das Gerät einmal genauer angeschaut. Dieses wurde uns freundlicherweise von der LUIS GmbH zur Verfügung gestellt. Geliefert wird die Kamera in einem relativ großen Karton mit ordentlichem Gewicht. Kein Wunder, das Gehäuse wirkt sehr stabil und wertig und ist aus Druckguss gefertigt. Eine Wohltat im Vergleich zu vielen China-Kameras aus Plastik. Die Gehäuseform erinnert dabei an eine dreh- und zoombare Kamera. Und tatsächlich ist eine elektrisch drehbare Variante des Modells in der Planung. Hier jedoch kann das eigentliche Kameramodul nur vertikal und horizontal von Hand bewegt werden, um den richtigen Winkel zu finden.

Gleichzeitig Wetterschutz

Praktisch: Der Gehäusedeckel mit den eingebauten Solarzellen dient auch gleichzeitig als Wetterschutz. So ist das Kameramodul schon einmal vor Regen von oben ganz gut geschützt. Zusätzlich verfügt die Kamera aber noch über ein Wetterschutzgehäuse. Mit IP65 ist die Kamera per Definition Staub- und Wasserdicht (Strahlwassergeschützt) und sollte auch widrigen Wetterbedingungen trotzen. Das genau versuchen wir in unserem Dauertest herauszufinden. Verwertbare Ergebnisse gibt es hier natürlich noch nicht. Immerhin hat die Kamera die teilweise sehr heftigen Regengüsse der letzten Wochen schadlos überstanden, obwohl sie auch zwecks Sonnenkontakt an einer ungeschützten Stelle angebracht wurde.

Reichlich Zubehör

Gut gefallen hat uns, dass reichlich Zubehör mitgeliefert wurde. So gibt es neben einer Universalhalterung auch eine Masthalterung mit dazu, die allerdings „nur“ aus zwei starken Kabelbindern besteht. Sogar ein Schraubendreher zur Montage der beiden Halteschrauben am Gestell für die Wandhalterung liegt mit bei und dies ist beim besten Willen keine Selbstverständlichkeit. Die Universalhalterung erlaubt dabei eine Wandmontage, lässt sich aber auch an Bäumen, Balken oder in Verbindung mit den erwähnten Kabelbindern zur Mastmontage nutzen. Außerdem gibt es noch Aufkleber, mit denen sich bei Bedarf der Überwachungsbereich des eingebauten Infrarot-Bewegungsmelders einschränken lässt. Das ist beispielsweise bei einem Baum im Sichtbereich sinnvoll, dessen Blätter sonst für häufige Fehlauslösungen des Bewegungsmelders sorgen würden.

Technische Daten

Die Kamera verfügt über ein Kameramodul mit 720P-Auflösung (1280 x 720 Bildpunkte) und einen 3,6 Millimeter Weitwinkel, der für einen Blickwinkel von 110 Grad sorgt. Um 90 Grad lässt sich das Kameramodul vertikal und horizontal schwenken und somit optimal auf den Überwachungsbereich einstellen. Vor der ersten Montage sollte der Akku zunächst aufgeladen werden. Hierzu liegt ein kurzes USB-Kabel bei, welches beispielsweise an einen PC angeschlossen oder mit einem Handyladegerät betrieben werden kann. Die Ladebuchse befindet sich zusammen mit einem Ein/Ausschalter unter einer kleinen Kappe im unteren Bereich der Kamera. Bei längerer Nichtnutzung kann die Kamera hier auch abgeschaltet und eine Tiefstentladung des Akkus vermieden werden. Auch eine Nachtsichtfunktion mittels Infrarotdioden ist integriert. Bei genauer Betrachtung wurden nur vier solche Infrarotdioden verbaut. Im Gegensatz zu den „Flutlichtern“ manch anderer Kameras relativ wenig. Wir waren daher gespannt, wie gut die Kamera in der Nacht funktioniert.

Montage

Montierte Solarkamera. Im Idealfall sollte die Kamera möglichst nicht so wie im Bild gedreht werden, damit registrierte Bewegungen auch im Sichtfeld der Kamera sind.

Nach weniger als einer Stunde war unser Akku komplett aufgeladen und wir konnten die Kamera am vorgesehenen Platz montieren. Das gelang völlig unkompliziert und war schnell erledigt. Anschließend stand die Einrichtung auf dem Plan. Hierzu gibt es eine kostenlose App des Herstellers, die den etwas untypischen Namen Doby trägt. Hier wird die Kamera beim Suchlauf gefunden und kann mit dem heimischen WLAN verbunden werden. Auch das klappte problemlos dank guter Anleitung in der App. Ggf. muss am Gerät noch einmal die WiFi-Taste für 3 Sekunden gedrückt werden, bis die WiFi-LED am Gerät blau blinkt. Sollte ein Nutzer trotz der einfachen Installation nicht weiterkommen, bietet der Hersteller übrigens einen kostenlosen Telefon-Einrichtungsservice an. Bei uns klappte aber alles auf Anhieb und schon wenige Minuten nach der Montage konnten wir ein Live-Bild betrachten.

Kein Sicherheitsrisiko Cloud

Viele Anbieter arbeiten mittlerweile mit einem Cloud-Dienst, der Aufnahmen der Kamera auf einem Server im Netz speichert. LUIS geht aber einen anderen Weg. In der Kamera ist bereits eine mit 16 GB angenehm groß ausgefallene SD-Karte verbaut. Diese ist fest in der Kamera verbaut und von außen nicht entnehmbar. Darauf speichert die Kamera Aufzeichnungen, die nach einer Bewegungserkennung angefertigt wurde. Das spart Traffic und keine Aufnahme wird außerhalb der eigenen vier Wände aufbewahrt. Selbstverständlich ist aber über die App auch von unterwegs ein Zugriff auf das Livebild der Kamera möglich. Hierzu nutzt der Anbieter eine Direktverbindung zur Kamera.

Im Betrieb

Konfiguration in der App

Auch wenn die App an manchen Stellen noch ein wenig holprig ins Deutsche übersetzt wurde, funktioniert sie gut. Die Übersetzungsfehler sollen übrigens nach und nach beseitigt werden. Auch die noch fehlende Sommerzeit sollte dann hinzukommen. Momentan kann man sich behelfen, indem man einen Ort mit GMT+3 eingibt, also zum Beispiel Jerusalem. Und noch ein kleines anderes Problem haben wir mit der App: Während die Darstellung im Hochformat okay ist, fehlen im Querformat Teile des Kamerabildes. Erst durch Scrollen sind diese zu erreichen. Das ist schade, denn gerade im Querformat würde ein deutlich besser aufgelöstes Bild dargestellt werden. In diesem Fall aber ist es gestaucht und dadurch nicht ganz so hübsch anzusehen. Insgesamt aber ist die Bildqualität durchaus in Ordnung und braucht sich vor kabelbetriebenen Kameras mit 720 P nicht zu verstecken. Selbst die Nachtsichtfunktion ist durchaus in Ordnung und erlaubt auch nachts einen guten Blick auf das zu sichernde Gelände. Eine Einbindung über rtsp in andere Apps oder gar über mjpeg in bestehende Alarmsysteme wie beispielsweise der Lupusec XT2 Plus sind leider offenbar nicht möglich. Auch ein Webinterface zum Zugriff über den PC scheint es nicht zu geben.

Im Vollbildmodus (rechts) wird ein großer Teil der Bildfläche abgeschnitten und ist nur durch Scrollen erreichbar.

Bewegungserkennung

Dank eingebautem Infrarot-Bewegungsmelder übernimmt die Kamera natürlich auch eine Überwachungsfunktion. Diese teilt sich in zwei Bereiche auf. Im Falle einer Bewegung wird zum einen eine Aufnahme mit Ton gestartet, die auf der eingebauten SD-Karte gespeichert wird. Identifiziert die Kamera eine „ungewöhnliche“ Aktivität, wird zudem ein Foto angefertigt und eine Push-Mitteilung gesendet. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn sich eine Person sehr nah zur Kamera bewegt und diese möglicherweise manipulieren will. Sehr praktisch ist eine Timeline zum schnellen Auffinden von Bewegungen. Kleine Balken signalisieren hier die Aufnahmen. In Kombination mit der Zeitleiste ist so ein schnelles Abspielen relevanter Mitschnitte möglich. Beide Funktionen setzen aber voraus, dass die Kamera möglichst horizontal nicht groß gedreht wurde. Der Grund: Der eigentliche Bewegungsmelder befindet sich fest im Gehäuse und ist nicht mit der Kamera verbunden. Wird nun die Kamera zu weit geschwenkt, sorgen Bewegungen für eine Auslösung. Der Blickwinkel der Kamera ist allerdings völlig anders, so dass die Ursache der Bewegung unter Umständen auf dem Bild nicht zu sehen ist. Umgedreht werden Bewegungen im Blickbereich der Kamera nicht erfasst und demnach auch nicht aufgezeichnet. Schon bei der Planung sollte also darauf geachtet werden, falls diese Automatikfunktion in der Praxis zum Einsatz kommen soll.

Fazit

Vom Lieferumfang und dem leichten Aufbau der Kamera sind wir begeistert. Das Konzept der Solarstromversorgung ist eine sehr praktische und empfehlenswerte Sache. Auch die Auflösung der Kamera und die Nachtsichtfunktion gehen in Ordnung. Gut gelöst ist auch die Aufnahme auf die eingebaute SD-Karte und der Verzicht auf eine (ggf. kostenpflichtige) Cloud-Anbindung. Etwas Verbesserungsbedarf sehen wir noch im Handling der App. Schade ist auch, dass sich die Kamera nicht in bestehende Sicherheitssysteme einbinden lässt und auch der Zugriff via Webbrowser nicht möglich ist.

Bildquellen:

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